Modellqualität
Wie gut haben ist Ihr BPMN-Prozess modelliert? Mit der Überprüfung der Modellqualität hilft Ihnen der Process Modeler, Ihr Modell anhand von bewährten Kenngrössen zu optimieren!
Die Qualität Ihrer Diagramme hängt wesentlich vom Modellierungsziel ab. BPMN-Diagramme, welche nach Methode&Stil definiert sind, halten folgende Grundsätze ein:
- Grundsatz der Richtigkeit
- Grundsatz der Relevanz
- Grundsatz der Wirtschaftlichkeit
- Grundsatz der Klarheit
- Grundsatz der Vergleichbarkeit
- Grundsatz des systematischen Aufbaus
Die Qualitätsprüfung des Process Modeler liefert Ihnen Kennzahlen, an welchen Sie die sechs Grundsätze messen können. Die Schwellenwerte (Benchmarks) haben sich in der Praxis bewährt. Falls Sie mit einer Kennzahl in den roten/orangenen Bereich kommen, deutet dies auf einen möglichen Verstoss gegen die sechs Grundsätze. Beispielsweise soll ein Modell einfach zu lesen sein, was dem Grundsatz der Klarheit und der Wirtschaftlichkeit entspricht. Ein sehr gewundenes, komplexes Modell würde diesem Grundsatz jedoch widersprechen. Mithilfe der Kennzahlen können Sie Ihr Modell für den Leser optimieren.
Die Kennzahlen werden in fünf Kategorien eingeteilt:
Verstösse
Hier erhalten Sie Statistiken zu Verstössen des Modells gegen die BPMN-Spezifikation oder den Methode&Stil-Ansatz und Informationen/Empfehlungen über Ihr Modell.
Name | Beschreibung | Ziel der Kennzahl | Relevant für Gesamtqualität |
---|---|---|---|
Anzahl Methode&Stil-Verstösse | Die Methode&Stil-Regeln fördern verständliche und konsistente Diagramme. Beachten Sie: Versuchen Sie, alle Methode&Stil-Verstösse zu eliminieren. | Wenn 0, dann Status = grün Wenn >0 dann Status = rot | Ja |
Anzahl Fehler | Die Spezifikation von BPMN gibt vor, wie richtig modelliert wird. Für die Verständlichkeit eines Modells ist es zwingend notwendig, dass die Regeln der Spezifikation eingehalten werden. Beachten Sie: Verstösse gegen die Spezifikation müssen unbedingt vermieden werden. | Wenn 0, dann Status = grün Wenn >0 dann Status = rot | Ja |
Anzahl Warnungen | Die Spezifikation der BPMN enthält wenige Unklarheiten oder Grauzonen. Mit den Warnungen zeigt Ihnen der Process Modeler, an welchen Punkten in Ihrem Diagramm Sie wohlüberlegt modellieren sollten. Beachten Sie: Versuchen Sie Muster, welche zweideutige Interpretationen zulassen, zu minimieren. | Wenn 0, dann Status = grün Wenn 1-5 Warnungen , dann Status = orange Wenn Anzahl Warnungen > 5, dann Staus = rot | Ja |
Anzahl Informationen | Die Spezifikation enthält Empfehlungen, welche vom Process Modeler mit Informations-Ikonen angezeigt werden. Beachten Sie: Treffen Sie in Ihrer Organisation Grundsatzentscheide, ob eine Empfehlung als Modellierungskonvention angenommen wird oder nicht. | Keine Farbe | Nein |
Komplexität
Die Komplexitätskennzahlen helfen Ihnen, Ihr Modell einfach zu gestalten.
Name | Beschreibung | Ziel der Kennzahl | Relevant für die Gesamtqualität |
---|---|---|---|
Anzahl Startereignisse (max. 5) | Die Anzahl Startereignisse auf der Hauptebene sollte übersichtlich sein. Ansonsten wird das Diagramm unlesbar. Viele versch. Startereignisse weisen evtl. auf Verzettelung des Diagramms hin. Beachten Sie: Halten Sie die Anzahl Startereignisse unter 5. | Anzahl Startereignisse > 5 = Orange Sonst = Grün | Ja |
Anzahl Aktivitäten pro Prozessebene | Damit ein Diagramm einfach zu verstehen bleibt, sollte jede Prozessebenen nicht mehr als 10 und nicht weniger als 5 Aktivitäten enthalten. Die hierarchische Modellierung fasst Details zu Unterprozessen zusammen und zeigt diese auf separaten Seiten. So werden Diagramme übersichtlich. Beachten Sie: Fassen Sie Aktivitäten zusammen, wenn Ihr Diagramm mehr als 10 Aktivitäten enthält. | Optimale Anzahl Aktiväten < 10 und >5 Falls Anzahl Aktivitäten > 15 = Rot Falls Anzahl Prozessebenen mit zuvielen oder zu wenigen Aktivitäten > 3 = Rot Sonst Falls Anzahl Prozessebenen mit zuvielen oder zu wenigen Aktivitäten > 0 = Orange Sonst Grün | Ja |
Anzahl Unterebenen (Modelltiefe, max. 3) | Ein BPMN-Prozess wird unübersichtlich, wenn zuviele Unterebenen definiert sind. Mögliche Gründe dafür sind: Hauptebene zu hoch angesetzt, Hierarchie zu steil definiert (zu viele Zusammenfassungen), zu detailliert modelliert. Der letzte Punkt widerspricht dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Beachten Sie: Wenn Sie mehr als 3 Unterebenen definiert haben sollten Sie sich überlegen, wie das Modell übersichtlicher eingeteilt werden kann und ob zu viele Details ausmodelliert wurden. | Wenn Modelltiefe <=3 dann Status = Grün Wenn Modelltiefe >3 und <=5 dann Status = Orange Wenn Modelltiefe >6 dann Status = Rot | Ja |
Anzahl Gateways auf der Hauptebene | Die Hauptebene eines Modells ist eine Übersicht des Prozesses und sollte deshalb einfach dargestellt werden (dem adressierten Leser angepasst). Eine grosse Anzahl Gateways deutet darauf hin, dass zu viele Ausnahmebehandlungen auf der obersten Ebene gezeigt werden. Beachten Sie: Zeigen Sie nur die wichtigsten Ausnahmefällle auf der Hauptebene. Ausnahmezustände, welche zu Prozessabbrüchen führen, können auch zusammengefasst werden. | Beschränken Sie sich auf eine übersichtliche Anzahl Gateways | Nein |
Anzahl Gateways mit mehr als 5 Ausgängen | Die Hauptebene eines Modells ist eine Übersicht des Prozesses und sollte deshalb einfach dargestellt werden (dem adressierten Leser angepasst). Eine grosse Anzahl ausgeh. Pfade pro Gateway weist darauf hin, dass dem Modell sehr granulare Regeln zu Grunde liegen. Beachten Sie: Bei vielen Gateways bzw. viele Ausgängen ist zu hinterfragen, ob eine Geschäftsregel-orientierte Sprache benötigt wird. Andererseits sollte angestrebt werden, dass Entscheidungen einfach gelesen werden können (z.B. mittels Boolscher Abfragen) | Zeigen Sie nur soviele Varianten, wie für den Fortlauf des Prozesses sind. | Nein |
Anzahl Black-Box-Pools | Mit Black-Box-Pools zeigen Sie Prozesse und Teilnehmer an, welche mit dem modellierten Prozess interagieren. Auch hier sind die Grundsätze der Relevanz und Wichtigkeit zu berücksichtigen. Beachten Sie: Zeigen Sie in einem Diagramm nicht alle Partner eines Prozesses, sondern nur die, welche für das Verständnis des Prozessablaufs notwendig sind. Ihr Diagramm wird schwer lesbar, wenn zuviele Pools auf einer Seite liegen. | Zeigen Sie nur die relevanten Black-Box-Pools | Nein |
Konsistenz
Um eine in sich konsistente Modellierung zu erreichen, werden Sie mit Konsistenzkennzahlen unterstützt.
Name | Beschreibung | Ziel der Kennzahl | Relevant für Gesamtqualität |
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Anzahl nicht-verbundener Sub-Prozesse | Unterprozesse werden für die hierarchische Gliederung von Prozessdetails verwendet. Ein Unterprozess deutet also darauf hin, dass darin weitere Details zu finden sind. Beachten Sie: Ein Modell ist "unterspezifiziert", falls Unterprozesse/Aufrufaktivitäten nicht ausmodelliert sind. | Anzahl nicht ausmodellierter Unterprozesse Anzahl nicht verbundener Aufrufaktivitäten Anzahl beider Werte = 0 dann Status = Grün Anzahl beider Werte > 0 und kleiner 10 dann Status = Orange Anzahl beider Werte > 10 dann Status = Rot | Ja |
Anzahl nicht-verbundener Aufrufaktivitäten | Aufrufaktivitäten werden für die schlanke Modellierung von Prozessen verwendet. Die Aufrufaktivität referenziert einen wiederverwendbaren Prozessabschnitt, der zentral definiert werden muss. Beachten Sie: Ein Modell ist "unterspezifiziert", falls Aufrufaktivitäten nicht ausmodelliert sind. | Anzahl nicht ausmodellierter Unterprozesse Anzahl nicht verbundener Aufrufaktivitäten Anzahl beider Werte = 0 dann Status = Grün Anzahl beider Werte > 0 und kleiner 10 dann Status = Orange Anzahl beider Werte > 10 dann Status = Rot | Ja |
Ein Nachrichten-Startereignis deutet auf eine Nachrichten-Endereignis hiin | Wenn ein Prozess mit der Nachricht eines externen Prozessteilnehmers initiiert wird, ist anzunehmen, dass der Initiator bei Prozessabschluss benachrichtigt wird. Diese wird meist durch ein Nachrichtenendereignis angezeigt. Beachten Sie: Dem Prozess scheint eine Abschlussbenachrichtigung an den Initiator zu fehlen, falls er per Nachrichtenstartereignis gestartet wird, jedoch mit einem untypisierten Ereignis endet. | Wenn Nacrichtenstartereignis und mindestens 1 Nachrichtenenereignis vorhanden, dann Status = Grün Wenn Nachrichtenstartereignis vorhanden und kein Nachrichtenendereignis vorhanden ist, dann Status = Orange | Ja |
Anzahl typisierter/untypisierter Tasks | Mit der Typisierung von Tasks geben Sie an, wie eine Aufgabe erledigt wird. Falls Sie dies achten Sie darauf, dass alle Tasks typisiert werden. Falls Sie einge typisieren, andere nicht, scheint Ihr Modell als nicht zu Ende spezifizert zu sein. Beachten Sie: Das Modell ist unterspezifiziert, falls einige Tasks typisiert sind und andere nicht. | Anzeige der Anzahl | Nein |
Anzahl nur lesender / schreibender Datenobjektreferenzen | Wenn Datenobjekte von einer Aktivität verwendet (gelesen) werden, müssen sie im selben Prozess instanziiert werden. Denn die Instanz eines Datenobjekts beschränkt sich auf einen Prozessdurchlauf, so auch das Lesen und Schreiben eines Datenobjekts. Beachten Sie: Datenobjektreferenzen sollten im selben Modell sowohl geschrieben wie auch gelesen werden. | Anzeige Anzahl nur lesend (nur outgoing Dataflow) Anzeige Anzahl nur beschrieben (nur ingoing Dataflow) | Nein |
Anzahl unbenannter Datenobjekte | Datenobjekte sind im Hintergrund (BPMN XML) definierte Objekte, welche durch die grafisch sichtbaren Datenobjektreferenzen angedeutet werden. So können mehrere Datenobjektreferenzen in einem Modell auf dasselbe Datenobjekt verwesisen. Definieren Sie alle im Hintergrund liegenden Datenobjekte (zu sehen im Attributdialog der Datenobjektreferenzen). Beachten Sie: Ein Modell scheint unterspezifiziert falls Datenobjekte nicht bekannt sind. | Anzeige der Anzahl nicht benannter Daten- oder Datenspeicherobjekte (mit Name = "(unbenannt)" ) | Nein |
Anzahl unbenannter Datenspeicher | Datenspeicher sind im Hintergrund (BPMN XML) definierte Objekte, welche durch die grafisch sichtbaren Datenobjektreferenzen angedeutet werden. So können mehrere Datenspeicherreferenzen in einem Modell auf dasselbe Datenspeicher verwesisen. Definieren Sie alle im Hintergrund liegenden Datenspeicher (zu sehen im Attributdialog eines Datenspeicher). Beachten Sie: Ein Modell scheint unterspezifiziert falls Datenspeicher nicht bekannt sind. | Anzeige der Anzahl nicht benannter Daten- oder Datenspeicherobjekte (mit Name = "(unbenannt)" ) | Nein |
Anzahl Aktivitäten, die keiner Rolle (Lane) zugewiesen sind | Lanes können optional eingesetzt werden, um die Verantwortlichkeit für die Aktivitätsausführung zu bezeichnen. Beachten Sie: Falls Sie Lanes einsetzen, achten Sie darauf, dass jeder Task einer Lane zugewiesen ist. | Aneiger der Anzahl Aktivitäten | Nein |
Unschärfe
Mit BPMN können Sie Prozessabläufe sehr präzise modellieren. Bei standardisierten Prozesse sollten Sie Nutzen davon ziehen und frei definierbare Elemente nur wenn nötig verwenden. Dafür sollen Ihnen die Kenngrössen zur Unschärfe der Modellierung helfen.
Name | Beschreibung | Messung / Zielgrössen | Relevant für Gesamtqualität |
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Verhältnis zwischen Flusselementen mit Kommentaren/alle Flusselemente (max. 3%) | Das Modell scheint sehr erklärungsbedürftig, falls viele Kommentare da sind. Dann könnte einiges in die Dokumentation geschrieben oder besser ausmodelliert werden. Iterative Aktivitäten, Bedingungsereignisse und komplexe Gateways benötigen immer eine Text-Anmerkung, damit sie verstanden werden. Beachten Sie: Halten Sie die Anzahl Kommentare auf dem notwendigen Minimum. | Anzeige Ratio der Anzahl Kommentre pro Flussobjekt Umsetzung/Regeln: Wenn Ratio = 0 und <= 0.03 (3%) dann Status = Grün Wenn Ratio >0.03 und <= 0.1 (10%) dann Status = Orange Wenn Ratio > 0.1 dann Status = Rot | Ja |
Anzahl inklusiver und komplexer Gateways | Viele ODER- und komplexe Gateways weisen auf Unschärfe der Modellierung hin. Wahrsch. könnten mit klarerer Modellierung XOR-Gateways gesetzt werden. Beachten Sie: Verwenden Sie nur inklusive und komplexe Gateways nur wo notwendig. | Anzeige der Anzahl inklusiver und exklusiver Gateways | Nein |
Anzahl Tasks mit mehr als 3 Nachrichtenflüssen | Grossen Anzahl Nachrichtenflüsse auf einem Task weist auf weitere auszumodellierende Details einer Aktivität hin (weitere Ebene) oder auf zu grosse Detaillierung der Interaktion. Beachten Sie: Beschränken Sie die Anzahl Nachrichtenflüsse auf die wichtigsten. | Anzahl Tasks | Nein |
Übrige
In dieser Kategorie werden Grössen angezeigt, welche rein statistischer Natur sind.
Name | Beschreibung | Messung / Zielgrössen | Relevant für Gesamtqualität |
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Anzahl angehängter Dokumente | Diese Zahl ist rein informativer und statistischer Natur | keine | nein |